Servus Kumpel! Gen Rothenburg im südlichen Franken packt er die zwei Hallodris in sein Automobil ein, welche auf ihrem Pappschild "Nach Süden!" fordern. Ein lieber Kerl mit Zopf und hängenden Wangen, welcher bemüht ist, den Jungs einen ordentlichen Rastplatz zur Weiterreise zu ergattern. Zum Abschied und als Dank, daß er sie mitnehmen durfte, wird er ihnen seine selbstgeschmierten Wurstbrote mitsammet eines Päckchens Rauchtabak überlassen. Seefahrt. Wer hätte geglaubt, daß nach den letzten Fährfahrten auf der Nordsee sich die Gelegenheit im Süden erneut bietet? Diesmal geht es von Lindau aus nach Bregenz über das "schwäbische Meer", den Bodensee. Da schaue mal, wer will, der kann auch in Schwaben Seemannslieder jodeln und als singender Passagier kostenfrei über das Wasser schippern! St. Gallig. Im schweizerischen St. Gallen kann man die hiesige Gaststättenkultur studieren, welche sich vornehmlich in ranzigem und stillosem Gepräge äußert. Dementsprechend kulturlos geht man auch mit fröhlichen Musikanten um, welche gute Stimmung gegen eine kleine Abgabe versprechen. Der gällige Trostpreis kann nur eine Bratwurst in der Tüte sein. Erst später werden die Lumpenbrüder feststellen, daß auch geschäftstüchtige und verbiesterte Schweizer lustige Gesellen sein können, wenn sie sich nur etwas Zeit nehmen. Vorerst aber heißt es, St. Gallig schnellstmöglich den Rücken zu kehren, um sich schöneren Dingen zu widmen. Pfarrers Bett. In Konstanz könnte es diese Nacht wieder regnen. Trotz der schlechten Erfahrungen mit den Lindauer Menschenhirten, von denen der evangelische Chef Urlaub hatte und sich somit jeglicher Christenpflicht entledigt sah, und bei denen der radebrechende katholische Chef für ein zivilisiertes Gespräch unempfänglich war, klopft man heuer beim hiesigen Pfarrer an:
Geschäft. In Schaffhausen am Rheine kann man sich verstehen, ohne sich zu verstehen. In einer Crepérie, in welcher die Mundart des Schaffuuser Tütsch ordentlich gepflegt wird, legen die zwei Vagabunden mit unnere Haamit-Klänga nach, bis daß die Verwirrung komplett ist. Immerhin kann der Wirt seinen Vorschlag verdeutlichen, daß es für ein Lied ein Bier und für drei weitere Krebs-Teigtaschen nach Wahl gäbe. Bald ist es eine lustige Runde, die Hungrigen schmausen und lassen sich von den Mägden umschmeicheln. Zeltlager. Zeitigt das gute Dutzend walzender Zimmerergesellen frischen Mut, als es für zwei Klampfenbrüder nach einem forschen Liede Talerchen bei Seinesgleichen und bei Bürgern sammelt, so ist Freund Tom um ein Nachtlager bemüht. Darob fährt er die beiden in die deutsche Enklave Büsingen, wo er am Rheine ein großes Zelt zu stehen hat. Das Nachtlager wird somit trotz Regens nicht naß, das morgendliche Bad im reißenden Strome dafür um so erquicklicher. Rheinfall. Werden kaum ausgeschlafene Wanderer in einer Büsinger Milchabgabestelle noch mit frischer Milch und süßen Brötchen verköstigt, so zeigen sich die kurzhaarigen Schweizer Frauen in den Bäckereien, Konditoreien und Cafés Schaffhausens in umso knauseriger Laune. Endlich abseits der Hauptstraße gibt wenigstens es einen Kaffee, und der junge Wirt wird gefragt, warum die Menschen in diesem lustigen und windschiefen Fachwerkstädtchen so dröge und abgestumpft wären: "Des sig so ned no in Schaffuuse. Alles en de Schwyz isch e Fassade!" Dementsprechend zeigt sich auch der als Disneyland für Arme fungierende Schaffhausener Rheinfall als Reinfall. Grenzübergang. Nach einer Busfahrt, für welche auch in Gesang gelöhnt werden kann, fährt ein alter Rauschebart die beiden Gesellen per Pkw durchs Niemandsland zur Grenzstation, an der man auf beiden Seiten deutsch spricht, und entläßt sie wie in einem Agentenfilm aus der Zeit des kalten Krieges:
Wagenburg. Im Breisgauer Freiburg wird den müden Sängern als Nachtlager eine autonome Wagenburg auf einem besetzten Platze in der Südstadt anempfohlen. In der letzten Nachtbahn der Elektrischen singen sie für die Fahrgäste unter der Bedingung, daß diese sie herausboxen müßten, wenn ein Kontrolleur käme. Kommen aber nicht, dafür aber kommt gute Stimmung auf. Das ist ein Toben im Karren! In der Wagenburg öffnen die Wanderer die Klappe zum Gemeinschaftszelt, der rasterbelockte Burgmeister winkt sie direkt zu sich und kracht gleich zwei Bierkrüge auf die Platte. Gleichnis. Die gleiche Situation des krachendes Bieres gab es auf anderer Seite zwei Abende später im Heidelberger Schnokeloch, welches vollgestopft mit Burschenschaftern. Auch dorten ist das Aufklinken der Tür mit dem Schlag verbunden, zwei Bier vor die Lumpenbrüder zu knallen und dafür links-zwo-drei-vier ein Marschlied einzufordern. Nach zumeist doch eher leidlichem Mitgegröle eröffnet es zumindest mehrere Möglichkeiten für Nachtlager, auch wenn lallende Angebote wie "Vier-Wochen-bei-uns-Reläxen" wohlsorglich abgelehnt werden müssen. Dafür werden noch einige Kneipengänge organisiert und finanziert, wofür sich die Lumpenbrüder bei Dutzenden jungen Heidelbergerinnen revanchieren, welche nach Liedern wie "Wir lagen vor Madagaskar" oder "Hans Spielmann" auf der Straße tanzen. Pennenromantik. In der Penne zu Heidelbergensis geht es ordentlich ab. Wird bis um 4 Uhr in der Frühe noch ein Sektgelage nach dem anderen gegeben, so sieht es bei den vorbereiteten Matratzen im Bettenraum etwas anders aus. In Stapfis Schlafsack liegt eine Schnapsleiche, die er erst aus diesem schütteln muß, um sich selbst in einer anderen Ecke zu betten. Die Schnapsleiche schnarcht weiter. Fünf Minuten später kommt Rülps und sieht das gleiche Schauspiel mit seinem Schlafsack. "He Kumpel, soweit geht der Kommunismus jetzt nicht, such dir eine andere Decke!" Der lallt eine Antwort. Kaum hat Rülps das Licht gelöscht und sein müdes Haupt gebettet, zerrt der Besoffene an seinem Schlafsack. "Ich habe was gesagt, noch so ein Angrabschversuch, und ich haue dir auf die Schwarte!" Stunden später rafft sich dieser reckenhafte Jüngling ächzend auf, stellt sich an die Wand und pinkelt fast auf den Kopf eines seiner Kompagnons, daß es fröhlich plätschert. Dieser Kumpan packt ihm wenigstens noch eine Wolldecke aus, damit die wackre Lichtgestalt zufrieden in einen neuen Morgen grunzen kann. Bühnenstücke. Nachdem die Lumpenbrüder ihre Eintrittskarten für die Feier der neuen Spielzeit des Deutschen Nationaltheaters Weimar von drei großzügigen Damen erhalten, rammeln sie durch die feine Gesellschaft. Im großen Bühnensaal tummelt sich noch viel Publikum auf den Rängen und wartet auf den nächsten Programmpunkt. Plötzlich laufen 2 Gesellen in voller Montur gen Bühne, erklettern diese. Das Rampenlicht geht an, verfolgt die beiden. Die bleiben stehen und es erschallt ein schnurriges Lied "Halunken, Monarchen, Banditen, so tippeln wir frech um die Welt ...". Tobender Beifall, später Nachfragen: "Wer seid ihr, ihr steht doch gar nicht im Programmablauf?" Antwort: "Die Wirklichkeit kann manchmal anders aussehen als eine Programmierung!" Ihre wohltemperierten Sekt- und Cocktailkelche haben sich die schmatzenden Gesellen redlich verdient. - Später werden sie noch auf einer Weimarer Kleinkunstbühne unter vielen Zugabe!-Zugabe!-Rufen einige Schrullen zum Besten geben.
|